Was ist eine gezielte Krebstherapie?
1. Was ist eine gezielte Krebstherapie
2. Genetische Veränderungen bei Tumorerkrankungen
3. Zielgerichtete Therapie im klinischen Alltag
Was ist eine gezielte Krebstherapie
Die gezielte Krebstherapie ist Teil der Präzisionsmedizin, in der sehr genaue diagnostische Verfahren eine individuell auf den Patienten abgestimmte Behandlung ermöglichen. Sie erhalten dadurch eine Therapie basierend auf Ihrem einzigartigen Krebs mit dem Zweck, die Erkrankung auf ihrem fortschreitenden Weg zu stoppen.
Über Jahrzehnte wurde die Krebstherapie durch eine einheitliche Behandlung für alle definiert. Im Laufe der Jahre zeigte sich jedoch deutlich, dass Patienten unterschiedlich auf diese Behandlungen ansprechen und Krebs nicht gleich Krebs ist.
Mit der gezielten Krebstherapie oder Präzisionsmedizin eröffnet sich nun ein neues Zeitalter in der Krebsbehandlung. Dieser personalisierte Therapieansatz basiert auf individuellen Veränderung in Genen oder Proteinen, die dem Tumor das Wachstum ermöglichen.
Mit Hilfe neuester technischer Methoden erfolgt eine molekulargenetische Charakterisierung der einzigartigen Veränderungen innerhalb eines Tumors oder im Blut. Diese Ergebnisse werden mit weiteren Informationen über den Tumor und den Patienten zusammengeführt und führen so zu einem individualisierten Behandlungsplan für jeden einzelnen Patienten.
Patienten mit behandlungsrelevanten genetischen Veränderungen erhalten dadurch eine effizientere Behandlung mit besserem Nebenwirkungsprofil. Selbstverständlich bleiben aber Standardbehandlungen wie Chirurgie, lokale Therapieverfahren oder die konventionelle Chemotherapie die wichtigsten Grundpfeiler in der Behandlung onkologischer Patienten.
Genetische Veränderungen bei Tumorerkrankungen
Die Sequenzen innerhalb unseres Erbgutes sind Instruktionen für die Zelle über ihr Wachstum und ihr Verhalten. Gelegentlich werden diese Instruktionen geschädigt- durch Zufall in der Zellteilung oder durch Umwelteinflüsse. In der Regel werden diese Schäden durch das körpereigene Reparatursystem wiederhergestellt. Sollten diese Schäden aber nicht erkannt werden, folgt ein unkontrolliertes Zellwachstum und damit die Krebsentstehung.
Anhand speziell ausgewählter, molekularer Testverfahren können diese Veränderungen/Schäden tumorspezifisch aus dem Blut oder direkt aus dem Tumorgewebe detektiert werden. Damit wird ein Tumor nicht nur nach seiner Herkunft, sondern vorallem nach den genetischen Veränderungen, welche das unkontrollierte Zellwachstum auslösten, charakterisiert.
Dies hat Folgen für die Tumortherapie. Bisher wurde ein Krebs hauptsächlich gemäss seiner Herkunft behandelt- wie ein Lungenkrebs, wie ein Magenkrebs, wie ein Leberkrebs. Dabei kann aber ein bestimmter Leberkrebs einem bestimmten Lungenkrebs ähnlicher sein als einem anderen Leberkrebs, wird er auf genetischer Ebene betrachtet. Die molekulare Analyse des Tumorgewebes eröffnet darum ganz neue, zielgerichtete Möglichkeiten der Therapie.
Zielgerichtete Therapie im klinischen Alltag
Ein personalisierter Therapieansatz basiert auf den krebsspezifischen Veränderung in Genen oder Proteinen, die dem Tumor das Wachstum ermöglichen. In immer kürzeren Abständen identifizieren Wissenschaftler neue Veränderungen und entwickeln zeitgleich neue Tests und Medikamente, um diese Veränderungen zielgerichtet zu behandeln. Beim Lungenkarzinom besitzen beispielsweise rund 15% der Patienten (bis zu 60% in der asiatischen Bevölkerung) genetische Veränderungen im sogenannten EGF-Rezeptor, die zu Tumorwachstum oder Therapieresistenzen führen können.
Zahlreiche Medikamente sind mittlerweile im klinischen Alltag verfügbar um diese Veränderungen oder mögliche Resistenzmechanismen gezielt behandeln zu können. Eine molekulare Testung, gefolgt von einer individualisierten Therapieempfehlung, kann daher die Behandlungseffizienz und das Nebenwirkungsspektrum deutlich verbessern. Dies gilt für zahlreiche weitere Tumore, wie beispielsweise den Dickdarmkrebs, Brustkrebs, Melanom oder hämatologische Tumorerkrankungen. So kann die Präzisionsmedizin die Standardbehandlungen wie Chirurgie, lokale Therapieverfahren oder konventionelle Chemotherapie wirkungsvoll unterstützen und ergänzen.
